#113: Creator Brands sind die Zukunft

Creator Brands sind die Zukunft

Content Creator haben Millionen von treuen Fans, die sich jeden Tag ihre Videos ansehen. Deshalb sind TikTok Stars wie die D’Amelio Schwestern perfekte Testimonials für Lifestyle Marken. Aber die besten Creator gehen jetzt einen Schritt weiter: Sie launchen ihre eigenen Marken. Den Creator Brands gehört die Zukunft. Was als einfaches Merchandising angefangen hat, entwickelt sich zunehmend zu ernstzunehmenden Konsumgütermarken, die dann für enorme Beträge von größeren Konzernen gekauft werden.

In dieser Folge erfahrt ihr, was man unter einer Creator Brand versteht und wie diese sich von Kooperationen mit traditionellen Brands unterscheiden. Dazu schauen wir uns einige spannende Beispiele an und analysieren, warum diese Creator Brands so erfolgreich sind. 

Influencer marketing war gestern - Creator Brands sind heute

Creator Brands sind in der Creator Economy DIE Zukunft des Geldverdienens. Content Creator mit Millionen treuer Fans haben viele Möglichkeiten zur Monetarisierung wie Werbeeinnahmen von YouTube oder Geld aus dem TikTok Creator Fund. Nun zeichnet sich ein neuer Trend ab: Creator  bekommen nicht nur Geld von Sponsoren-Unternehmen, um für deren Produkte zu werben, sondern erschaffen ihre eigenen Produkte und Marken - die Creator Brands.

Werfen wir einen genaueren Blick darauf:Was sind eigentlich Creator Brands und was sind keine? Wenn ein Creator mit Unternehmen  zusammenarbeitet, dann ist es meistens ein Testimonial und der Creator gibt sein Gesicht für eine Aktion oder für eine Kampagne her - aber dem Creator gehört da nichts. Ein Schritt weiter wäre eine Kollaboration, in der beispielsweise ein Kosmetikunternehmen eine Produktlinie inspired by Charlie D'Amelio, der bekannten TikTokerin, ins Leben ruft. Auch hier bekommt der Creator Geld, aber ihm gehört diese Marke nicht. 

Wenn ich über Creator Brands spreche, dann meine ich hingegen Marken, die von den Creator erschaffen worden sind und ihnen meistens zu 100 Prozent gehören - aus meiner Sicht die Evolution der Entrepreneure. Dadurch, dass die Creator ihre eigenen Produkte schaffen, statt für fremde Produkte Werbung zu machen, sind sie wirkliche Entrepreneure.

Creator Brand = Entrepreneurship mit Milliardenpotenzial

Ich habe großen Respekt vor solchen TikTokern und Instagrammern. Auch wenn sie oftmals belächelt werden - es sind Menschen, die mit Anfang 20 schon so viel Entrepreneurial Spirit haben, um eigene Merchandising Linien oder eigene Beauty Brands zu launchen. Gleichzeitig zeigt das auch, wie ausgereift dieses Ökosystem mittlerweile ist - Influencer könnenheute recht einfach Produkte herstellen lassen, weil sie relativ leicht Zugriff auf Fabriken und Lieferketten haben und Softwarelösungen wie Shopify ersetzen große Tech-Teams, die früher notwendig gewesen wären, um einen Online-Shop zu betreiben.

Logan Paul launcht Klamottenlabel: 30 Millionen im ersten Jahr!

Schauen wir uns mal ein paar Beispiele an: Logan Paul und sein Bruder Jack Paul, eigentlich immer ein bisschen an der Grenze des guten Geschmacks und deswegen ein bisschen kontrovers - aber extrem beliebt mit Millionen von Followern. Logan Paul hat seine eigene Merchandising Brand namens Maverick, die Kleidung herstellt. Ich wusste schon lange, dass es die gibt und habe nun für den Podcast recherchiert, wie viel Umsatz sie eigentlich macht: 30 Millionen im ersten Jahr! Also echt Wahnsinn. Auf der anderen Seite könnte man sagen, bei 10 Millionen Followern verdient er mit Merchandising pro Follower im Schnitt drei Dollar. Diese Zahl ist deswegen spannend, weil eine der meistgestellten Fragen ist: wie viel sind Follower eigentlich wert? Zumindest im Bereich Merchandising könnte man hier sagen: Im Schnitt gibt jeder Follower 3 Dollar für Merchandising aus. Scheint also ein ganz guter Deal zu sein - hier haben wir also 30 Millionen Dollar für Logan Paul.

David Dobrik im Parfumbusiness

Kommen wir zu David Dobrik, ein Phänomen mit mittlerweile 18 Millionen Follower auf YouTube und bringt jetzt eine Parfum Linie raus mit zwei verschiedenen unisex Düften, die er nun auch durch alle seine Kanäle durch pusht. Auch all seine Influencer Freunde bewerben sein Produkt. Ich mir relativ sicher, dass es ziemlich einfach für ihn sein wird - und bei Parfum ist die Marge wahrscheinlich gigantisch. Parfums von großen Kosmetikherstellern wie Dior, die sich durch Promi-Testimonials verkaufen lassen sollen, gibt es schon immer. Aber das Neue ist, dass jetzt auch Influencer relativ leicht ihre eigenen Parfum oder Beauty Linien rausbringen können.

Emma Chamberlain liebt Kaffee - und hat ihre eigene Kaffeemarke

Nächstes Beispiel: Emma Chamberlain, ebenfalls  YouTuberin und zwar eine sogenannte Relatable YouTuberin. Relatable in dem Sinne, dass sie sehr nahbar ist - sie ist immer ungeschminkt zu sehen, rülpst in ihren Videos und zeigt sehr alltägliche Sachen. Dazu muss man natürlich sagen, dass trotzdem in einem coolen Haus wohnt und gut aussieht. Zudem stellt sich die Frage, ob diese Nahbarkeit nicht einfach ein clever durchdachter Teil der Brand und des Marketings ist. Emma Chamberlain ist ebenfalls enorm beliebt und dafür bekannt, dass eine Kaffee Connaisseurin ist. Da lag es natürlich nahe, dass ihr Produkt und ihre eigene Marke Chamberlain Coffee ist. 

Influencer bringen Millionen potenzieller Käufer mit

Hier liegt meiner Meinung nach die Macht und das Potenzial dieser Influencer Brands. Bei allen  Produkten, die wir genannt haben wie Merchandise, also Hoodies und T-Shirts, Parfum oder auch Kaffee musste in der alten Welt irgendeine Marke drauf stehen, damit jemand bereit ist, viel Geld dafür auszugeben: Parfums von Dior, Hoodies von Nike oder Kaffee von Starbucks. Dieser Umstand hat sich nicht geändert - doch die Marken, die jetzt stehen, sind Influencer Brands. Sie sind bekannt und haben Following schon eingebaut. Im Gegensatz zu einer komplett neuen Marke mit unbekanntem Namen, für die erst aufwändig ein Image aufgebaut und Werbung gemacht werden muss, gibt es beim Launch einer neuen Marke eines Influencers schon Millionen Menschen, die davon schon einmal gehört haben. Das ist natürlich ein schöner Kickstart.

Das prominenteste Beispiel einer solchen Influencer Brand ist sicherlich Kylie Jenner, die jüngste der Kardashians Schwestern, deren Marke Kylie Cosmetics mittlerweile über eine Milliarde Dollar wert ist. Sie hat letztes Jahr die Mehrheit an dem Unternehmen für 600 Million Dollar verkauft, aber zu einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar. Auch Schwester Kim hat mit Kim Kardashian West Beauty eine eigene Marke geschaffen und setzt auf Lösungen von Shopify. Hier sieht man auch, dass Shopify nicht nur für Hobby E-Commerce geeignet ist, sondern auch für Unternehmen mit signifikantem Umsatz.

Vorreiter in punkto Influencer Brands ist - wie in vielen Bereichen, die mit Social zu tun haben -  China. In China launchen Influencer schon lange ihre eigenen Brands - wobei ihr großer Vorteil ist, dass sie direkt an der Produktionsquelle sitzen. Wer eine Fashion Linie entwerfen und produzieren möchte, kann dies in China extrem schnell und auch extrem günstig umsetzen. Zudem gibt es dort eine perfekte E-Commerce Infrastruktur - die meisten Influencer verkaufen ihre Kollektionen über Taobao Shops, ein Teil von Alibaba. In 2017/18 waren fünf der Top 10 Brands auf Taobao Influencer Brands - mit mehreren hundert Millionen Dollar Umsatz im Jahr!


George Clooneys Tequila Brand brachte ihm 1 Milliarde Dollar 

Inzwischen nehmen sich auch traditionelle Promis daran ein Beispiel und launchen ihre eigenen Brands: Ryan Reynolds verkaufte seine Brand Aviation Gin für 600 Millionen Dollar und George Clooney bekam für seine Tequila Marke Casamigos sagenhafte eine Milliarde Dollar. Beide Marken wurden vom Spirituosengiganten Diageo gekauft, der immer auf der Suche nach neuen Labels und Marken ist. Der nächste große Deal könnte der Tequila von The Rock, Teremana, sein.The Rock ist übrigens auch ein Phänomen. Ich selbst habe mir nie seinen Content angeschaut, doch ich weiß, dass er auf Instagram 200 Millionen Follower hat. Es ist einfach krass, wie viele Leute er auf diesem Weg erreichen kann - und er hält sich auch überhaupt nicht damit zurück, die ganze Zeit seinen Tequila zu bewerben. Meine Einschätzung: Wenn George Clooney seinen Tequila für eine Milliarde verkaufen kann, dann sind bei The Rock sicherlich 1,5 oder vielleicht sogar 2 Milliarden drin.

Analyse: Drei Gründe, warum Creator Brands so erfolgreich sind

Analysieren wir das: Warum sind diese Creator oder Influencer Brands so erfolgreich? Aus meiner Sicht gibt es drei Gründe.

Erstens: ganz klar die Fans - die lieben ihre Creator. Über die Jahre hat sich eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Wer das  Thema Influencer skeptisch sieht und sich fragt, was für eine Beziehung das sein soll mit fremden Leuten aus Social Media und die auch noch rein digital ist, dem sage ich: Ich bin kein Teenager und auch ich folge sehr vielen Influencern für bestimmte Themen. Auch wenn die Beziehung keine persönliche Beziehung ist: Ich finde diese Menschen ziemlich cool und weiß, wofür sie stehen und wo deren Kompetenzen liegen.

Und da kommen wir zum Punkt 2: Creator sind Experten in ihren Gebieten - und fragen außerdem ihre Community, welche Produkte sie wollen. Kylie Jenner weiß sicherlich sehr genau, was Teenager-Mädels cool finden und welche Beauty Produkte angesagt sind. Peter McKinnon, ein sehr  bekannter YouTuber, der sehr gut im Bereich Fotografie und Filmen ist, bringt jetzt Accessoires raus für Kameras. Er nutzt seine Expertise, um zu wissen, welche Produkte nachgefragt sind - und  macht dann seine Brand drauf, die seine Fans dann cool finden. 

Es gibt noch einen dritten - und meiner Meinung nach wichtigsten - Punkt: ein eigener Social Media Channel mit Millionen von Followern ist der beste Marketing Kanal überhaupt. Influencer können ihn kostenlos täglich bespielen und die Fans zeigen ein viel höheres Engagement als mit klassischer Werbung. Wenn Influencer etwas launchen, wollen die Fans, dass es erfolgreich ist. Kylie Jenners Fans freuen sich, sie Milliardärin wird - sie sehen sich als Teil des Erfolges und freuen sich, dass sie sie unterstützt haben. 

Creator haben ihren eigenen, kostenlosen Marketingkanal

Diesen Marketing Aspekt kann man nicht überbewerten, wenn man bedenkt, wie viel Marketing für eine neue Marke sonst notwendig wäre: Influencer dafür bezahlen, dass sie das Produkt bewerben, Facebook Ads, Instagram Ads, TikTok Ads, vielleicht sogar TV-Werbung, PR und vieles mehr. Eine neue Marke zu etablieren, ist wahnsinnig teuer - Influencer haben den Vorteil, dass sie zumindest marketingmäßig umsonst eine Marke launchen können. 

Und selbst wenn es keine Garantie gibt, dass diese Marke einmal eine Milliarde Dollar wert sein wird - als Influencer kann man es einfach ausprobieren, sich das Ganze anschauen und entweder mehr investieren oder sich andere Investoren mit reinholen, um die Marke dann richtig groß zu machen.

Ich hoffe, dieser Einblick in das Thema Creator Brands war für euch spannend. Und ich muss jetzt los in meinen Keller und meine eigene T-Shirt Brand launchen. Also bis dann!



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